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Wie funktioniert EFT?

Eine wissenschaftliche Betrachtung der Technik mit Blick auf verwandte Methoden

Die Emotional Freedom Techniques (EFT), oft auch als "Klopfakupressur" oder “Tapping” bezeichnet, haben in den letzten Jahren an Popularität gewonnen. Viele Menschen berichten von positiven Erfahrungen bei der Bewältigung von Stress, Ängsten und emotionalen Blockaden. Doch wie funktioniert EFT genau, und wie fügt es sich in den Kontext anderer ganzheitlicher Methoden wie EMDR, Somatic Experiencing und der Polyvagal-Theorie ein? In diesem Beitrag werfen wir einen genaueren Blick auf die Grundlagen von EFT, beleuchten die aktuelle wissenschaftliche Forschung und untersuchen die Gemeinsamkeiten mit verwandten Ansätzen.

Die Grundlagen von EFT

EFT wurde in den 1990er Jahren von Gary Craig entwickelt und kombiniert Elemente der traditionellen chinesischen Akupressur mit Aspekten der modernen Psychologie. Die Technik basiert auf zwei Hauptkomponenten:

  1. Klopfen auf Meridianpunkte
    Während einer EFT-Sitzung werden spezifische Punkte am Körper, die sogenannten Meridianpunkte, mit den Fingerspitzen sanft beklopft. Diese Punkte entsprechen den Energiekanälen, die auch in der Akupunktur genutzt werden.

  2. Fokussierte Aufmerksamkeit und Affirmationen
    Gleichzeitig konzentriert sich der Anwender auf ein spezifisches emotionales oder körperliches Problem und spricht kurze Sätze aus um sich ganz mit dem Problem oder der Emotion zu assoziieren. Dies soll helfen, negative Emotionen zu identifizieren und zu verarbeiten.

Der energetische Ansatz aus der traditionellen chinesischen Medizin & das neue Verständnis das Körper und Geist eine Einheit sind

Die traditionelle chinesische Medizin (u.a. Akupunktur / Akupressur) geht davon aus, dass die Lebensenergie, das Qi, entlang von Meridianen durch den Körper fließt. Störungen oder Blockaden in diesem Energiesystem können zu körperlichen und emotionalen Beschwerden führen. EFT zielt darauf ab, diese energetischen Blockaden durch das Klopfen aufzuheben, wodurch der Energiefluss harmonisiert und das emotionale Gleichgewicht wiederhergestellt werden soll.

Gleichzeitig basiert EFT auf dem neu gewonnenen Verständnis, dass Körper und Geist eine Einheit sind und langfristiges Wohlbefinden sowie das Überwinden von unterschiedlichen Herausforderungen am effektivsten durch einen ganzheitlichen Ansatz – die Betrachtung von Emotionen und von körperlichen Empfindungen – erreicht werden können. Negative Emotionen und körperliche Beschwerden werden als Resultat von Störungen im Energiesystem sowie im Nervensystem des Körpers betrachtet. Durch das Klopfen auf die Meridianpunkte und die gleichzeitige mentale Fokussierung sollen energetische Blockaden gelöst und das Gleichgewicht zwischen Körper und Geist wiederhergestellt werden.

Einfluss von EFT auf das Nervensystem

Das autonome Nervensystem, bestehend aus dem sympathischen und parasympathischen Nervensystem, reguliert viele unbewusste Körperfunktionen wie Herzschlag, Atmung und Verdauung.

  • Sympathisches Nervensystem (SNS): Verantwortlich für die "Kampf-oder-Flucht"-Reaktion bei Stress oder Gefahr.

  • Parasympathisches Nervensystem (PNS): Fördert Entspannung und Regeneration, aktiviert die "Ruhe-und-Verdauungs"-Funktion.

Wie EFT das Nervensystem beeinflusst

  • Reduktion der Stressreaktion: Durch das Klopfen auf spezifische Meridianpunkte kann EFT die Aktivität des SNS reduzieren, was zu einer geringeren Ausschüttung von Stresshormonen wie Adrenalin und Cortisol führt.

  • Aktivierung des PNS: EFT fördert einen Zustand der Entspannung und kann die Aktivität des PNS erhöhen, unterstützt Prozesse wie Verdauung und Regeneration.

  • Einfluss auf die Amygdala: EFT kann die Überaktivität der Amygdala, einem Teil des Gehirns, der für die Verarbeitung von Emotionen wie Angst und Stress zuständig ist, reduzieren.

Neurologische Effekte und mögliche Wirkmechanismen

  • Modulation des autonomen Nervensystems: EFT kann helfen, die Balance zwischen dem SNS und dem PNS wiederherzustellen, was zu einem ausgeglicheneren emotionalen Zustand führt.

  • Verbesserung der Neuroplastizität: Die Kombination von körperlicher Stimulation und kognitiver Verarbeitung könnte die Bildung neuer neuronaler Verbindungen fördern, was zur Auflösung negativer Muster beiträgt.

  • Beeinflussung der Gehirnwellenmuster: Einige Studien deuten darauf hin, dass EFT die Gehirnwellenmuster beeinflussen kann, indem es die Alpha- und Theta-Wellen erhöht, die mit Entspannung und Meditation assoziiert sind.

Was sagt die Wissenschaft?

Die wissenschaftliche Erforschung von EFT ist noch relativ jung, doch es gibt bereits einige Studien, die Hinweise auf die Wirksamkeit der Methode liefern:

  • Stressreduktion und Cortisolspiegel
    Eine Studie aus dem Journal of Nervous and Mental Disease (2012) zeigte, dass Teilnehmer, die EFT praktizierten, einen signifikanten Rückgang des Cortisolspiegels (Stresshormon) aufwiesen im Vergleich zu Kontrollgruppen.

  • Angstzustände und Phobien
    Forschungen haben ergeben, dass EFT bei der Reduzierung von Angstzuständen und Phobien effektiv sein kann. In einigen klinischen Studien berichteten Teilnehmer von einer deutlichen Verbesserung ihrer Symptome nach EFT-Behandlungen.

  • Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
    Eine Studie mit Kriegsveteranen zeigte, dass EFT die Symptome von PTBS signifikant reduzieren kann. Nach sechs Sitzungen berichteten viele Teilnehmer von einer Verbesserung ihrer Lebensqualität.

Gemeinsamkeiten mit verwandten Methoden

1. EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing)

EMDR ist eine psychotherapeutische Methode zur Behandlung von Traumata. Sie nutzt bilaterale Stimulation, wie Augenbewegungen, um die Verarbeitung belastender Erinnerungen zu fördern.

  • Gemeinsamkeiten mit EFT:

    • Verwendung von sensorischer Stimulation zur Traumaverarbeitung.

    • Kombination von physischer Aktivität und mentaler Fokussierung.

2. Somatic Experiencing

Somatic Experiencing konzentriert sich auf die körperlichen Empfindungen als Schlüssel zur Verarbeitung von Traumata.

  • Gemeinsamkeiten mit EFT:

    • Betonung der Körperwahrnehmung.

    • Ziel, im Körper gespeicherte Spannungen zu lösen.

3. Die Polyvagal-Theorie

Die Polyvagal-Theorie von Dr. Stephen Porges beschreibt, wie das autonome Nervensystem auf Stress und soziale Interaktionen reagiert, und betont die Rolle des Vagusnervs.

  • Gemeinsamkeiten mit EFT:

    • Regulation des Nervensystems: EFT kann durch das Klopfen auf bestimmte Punkte das autonome Nervensystem beeinflussen und zur Beruhigung beitragen.

    • Förderung von Sicherheit und Verbundenheit: EFT unterstützt die Aktivierung des "ventralen Vagus", was positive soziale Interaktionen und ein Gefühl der Sicherheit fördert.

    • Herunterregulierung von Stressreaktionen: Durch die Anwendung von EFT können übermäßige Stressreaktionen reduziert werden.

Der ganzheitliche Ansatz in der Praxis

Die Integration von Körper und Geist ist ein zentraler Aspekt von EFT und den verwandten Methoden:

  • Einheit von Körper und Geist: Emotionale und körperliche Zustände beeinflussen sich gegenseitig.

  • Selbstregulation: Techniken wie EFT ermöglichen es, das eigene Nervensystem zu regulieren.

  • Achtsamkeit: Bewusste Wahrnehmung von Empfindungen und Emotionen fördert Heilung und Wohlbefinden.

Fazit

EFT ist eine vielseitige Methode, die auf einem ganzheitlichen Verständnis von Körper und Geist basiert. Durch den Einfluss auf das autonome Nervensystem und die Förderung der Balance zwischen dem sympathischen und parasympathischen System kann EFT dazu beitragen, Stress abzubauen, emotionale Reaktionen zu regulieren und das allgemeine Wohlbefinden zu steigern. Die Gemeinsamkeiten mit Methoden wie EMDR, Somatic Experiencing und der Polyvagal-Theorie unterstreichen das Potenzial eines integrativen Ansatzes zur Förderung von Heilung und persönlichem Wachstum.

Möchtest du mehr darüber erfahren, wie EFT und andere ganzheitliche Methoden dir helfen können, emotionale Blockaden zu lösen und dein Wohlbefinden zu steigern? Kontaktiere mich gerne für ein kostenloses Erstgespräch oder buche eine Sitzung, um die Vorteile dieser Ansätze selbst zu erleben.

Hinweis

EFT und verwandte Methoden können wertvolle Ergänzungen zu traditionellen Therapien sein, sollten aber nicht als Ersatz für professionelle medizinische oder psychologische Behandlung betrachtet werden. Bei Interesse ist es empfehlenswert, mit qualifizierten Fachkräften zusammenzuarbeiten.